Papst Benedikt XVI. schrieb in seinem dreibändigen Buch über „Jesus von Nazareth“ auch eine längere Betrachtung zum Vater Unser. Sie beginnt mit Gedanken zur Anrede Gottes als unseren Vater im Himmel:
"Von diesem 'unser' her verstehen wir nun auch die weitere Zufügung: 'der du bist im Himmel'. Mit diesen Worten versetzen wir Gott den Vater nicht auf irgendein fernes Gestirn, sondern wir sagen aus, daß wir, die wir verschiedene irdische Väter haben, doch alle von einem einzigen Vater kommen, der das Maß aller Vaterschaft und ihr Ursprung ist. (...) Im Hintergrund hören wir das Wort des Herrn. 'Nennt niemand auf Erden euren Vater, denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel' (Mt 23,9). Die Vaterschaft Gottes ist wirklicher als die menschliche Vaterschaft, weil wir im Letzten unser Sein von ihm haben; weil er uns ewig gedacht und gewollt hat; weil er uns das wirkliche Vatershaus, das ewige, schenkt. Und wenn irdische Vaterschaft trennt, so eint die himmlische: Himmel bedeutet als jene andere Höhe Gottes, aus der wir alle kommen und auf die wir alle zugehen sollen. Die Vaterschaft 'in den Himmeln' verweist uns auf jenes größere 'Wir', das alle Grenzen überschreitet, alle Mauern niederbricht und den Frieden schafft."
aus:
Joseph RATZINGER - BENEDIKT XVI.,
Jesus von Nazareth.
Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung,
Freiburg i. Br. 2007, S. 175 -176