Pfr. Heinz Portz:

Von wegen Sommerloch: Ostern im August

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Mariä Himmelfahrt
Datum:
Fr. 19. Juli 2024
Von:
Pfr. Heinz Portz

Bis in unser überdrehtes digitales Medienzeitalter hinein ist in vielen Presseorganen – auch den elektronischen – die Sommerzeit gefürchtet. Es tut sich nichts – oder nur wenig, worüber sich ernstlich zu berichten lohnt. Diese Wochen sind als Sommerloch verschrien eine „Zeit der der sauren Gurken“, in der sich eben nichts tut. Scheinbar nichts tut, denn in der Kirche tut sich etwas sehr Großes, ein bedeutendes und ausgesprochen schönes Fest begehen wir im Sommer – mitten in der „Sauren Gurken – Zeit“; nämlich das Hochfest Mariä Himmelfahrt

Am 1. November 1950 hat Papst Pius XII. die Lehre, dass Maria mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde, als Glaubenssatz verkündet. Damit bestätigte er endgültig die seit alters vorhandene christliche Glaubensüberzeugung, die auch in allen orthodoxen und orientalischen Kirchen bekannt. Damals erklärte der Hl. Vater:

"Wir verkünden, erklären und definieren es als von Gott geoffenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde."

Was verkündet uns die Kirche mit diesem Glaubenssatz? Maria ist nach Jesus, unserem Herrn und Erlöser, der erste neue Mensch, der erste österliche Mensch!

Die vielen Versuche grausiger Weltanschauungen in den letzten 200 Jahren, selbst den neuen Menschen zu schaffen, die neue Erde zu errichten, sind in einer Katastrophe nach der anderen gescheitert. Wir Menschen können den neuen Menschen und die neue Erde nicht erschaffen. Aber Gott kann es, und er tut es, und er zeigt uns, wie wir ihm entgegengehen können, denn das Dogma führt in der Erlösung Leib und Seele zusammen. Den ganzen Menschen will Gott durch Christus erlösen; die ganze Schöpfung zur neuen Erde und zum neuen Himmel machen. Im Grunde vollzieht sich in der Himmelfahrt Mariens das Ostergeheimnis.

Am 15. August feiern wir Ostern im Sommer.

Und wir bekennen und verehren so ausdrücklich das, was jeder Mensch in seinem Tiefsten spürt und weiß: den untrennbaren Zusammenhang von Leib und Seele! Das genau ist ja Ostern: der ganze Mensch wird erlöst; der Herr ist schließlich mit Leib und Seele auferstanden.

Wir wissen und bekennen in der christlichen Religion, dass Seele und Leib in jeder Hinsicht ineinandergreifen, dass die Seele jene Kraft ist, die den Leib formen kann. Wir wissen, dass z. B. seelische Kräfte - wie Hass und Liebe - das Leben ändern, die Welt ändern. Wir wissen, dass sich erst recht Leib und Seele ändern, wenn wir Gott aus unserem Leben hinausdrängen oder in unser Leben hereinlassen.

Damit sprechen wir auch von der gottgewollten und gottgegebenen Verantwortung des Menschen für Leib und Seele, denn bei aller Erlösungsfreude dürfen wir nicht davon absehen, dass nur das freie, gläubige JA des Menschen zum Erlösungswerk Gottes uns diesen Weg in der Nachfolge Jesu und gemäß dem Vorbild Mariens eröffnet. Wir sind von Gott beim sog. "jüngsten Gericht" für die Teilhabe an der Herrlichkeit mit Leib und Seele berufen; aber folgen wir diesem Ruf auch durch ein entsprechendes Leben aus unserem Glauben?

Maria, die Jungfrau, die vom Hl. Geist überschattet den Sohn des Ewigen empfangen und geboren hat, ist lebendiger Ausweis dafür, dass Leib und Seele Gott verherrlichen und anbeten können und sollten. Denn auch sie hat nicht allein in Gedanken Gott angebetet und seinen Willen erfüllt. Sie hat mit Leib und Seele gesagt und gelebt: Dein Wille geschehe!! Sie hat in Leib und Seele Gott verherrlicht und angebetet!! 

Nicht zufällig hörten wir im Evangelium das Magnificat; Mariens betende und anbetende Hingabe an Gott! Beten und bekennen wir mit diesen Worten der Gottesmutter die Erlösungsgnaden des allmächtigen Vaters: "Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter." (Lk 1, 46)

Der hl. Papst Johannes Paul II hat auf seiner letzten apostolischen Reise am 14. August 2004 im französischen Wallfahrtsort Lourdes mit folgenden ergreifenden Worten die Gottesmutter verehrt und uns dieses Mariengebet als wunderschönes Geschenk hinterlassen: 

Gegrüßet seist Du, Maria, arme und demütige Frau, 
gebenedeit bist Du vom Allerhöchsten! 
Jungfrau der Hoffnung, Prophetin neuer Zeiten,
wir schließen uns Deinem Lobgesang an, 
um die Barmherzigkeit des Herrn zu feiern,
u
m das Kommen des Reiches 
und die vollkommene Befreiung des Menschen zu verkünden. 

Gegrüßet seist du, Maria, demütige Magd des Herrn, 
glorreiche Mutter Christi! 
Treue Jungfrau, heilige Wohnstatt des Wortes,
lehre uns, beharrlich zu sein im Hören auf das Wort 
und fügsam gegenüber der Stimme des Geistes, 
aufmerksam für seine Aufrufe im tiefsten Inneren unseres Gewissens 
und für seine Offenbarungen in den Wechselfällen der Geschichte. 

Gegrüßet seist du, Maria, Frau des Leidens, 
Mutter der Lebenden!
Jungfräuliche Braut beim Kreuz, neue Eva, 
führe uns auf den Wegen der Welt, 
lehre uns, die Liebe Christi zu leben und zu verbreiten, 
mit dir innezuhalten vor den unzähligen Kreuzen, 
an denen dein Sohn noch immer gekreuzigt wird. 

Gegrüßet seist du, Maria, Frau des Glaubens, 
Erste unter den Jüngern! 
Jungfrau, Mutter der Kirche, hilf uns, stets Zeugnis abzulegen 
von der Hoffnung, die uns erfüllt, 
im Vertrauen auf die Güte des Menschen und die Liebe des Vaters. 
Lehre uns, die Welt von innen her aufzubauen: 
In der Tiefe der Stille und des Gebets, 
in der Freude brüderlicher Liebe, 
in der unersetzlichen Fruchtbarkeit des Kreuzes. 

Heilige Maria, Mutter der Gläubigen, 
Unsere Liebe Frau von Lourdes, bitte für uns.
Amen.

Ihr Pfr. Heinz Portz