Pfr. Heinz Portz:

Der "Weiße Sonntag" ...

Erstkommunion (c) Bild: Christine Limmer In: Pfarrbriefservice.de
Erstkommunion
Datum:
Fr. 22. März 2024
Von:
Pfr. Heinz Portz

... ist (immer noch) in aller Munde und im Bewusstsein der katholischen Christen als der feierliche Tag der Ersten Heiligen Kommunion für die Kinder.
Der Weiße Sonntag ist gleichzeitig ein Glaubensfest für die ganze Pfarre und ein Familienfest für die Kommunionkinder, ihre Eltern, Angehörigen und Freunde. 
Doch der Name „Weißer Sonntag“ kommt nicht von der Farbe der Kleidung der Kommunionkinder. Andere weiße Gewänder stehen hier Pate. Seinen Namen hat dieser Festtag aus den Osterbräuchen der alten/frühen Kirche, denn in den ersten Jahrhunderten der Kirche wurden die erwachsenen Taufbewerber (Katechumenen genannt) zumeist in der Osternacht getauft.
Dabei erhielten sie ein weißes Kleid, das die Reinigung durch das Taufwasser versinnbildlichen und ein Zeichen für den in Christus neu geborenen Menschen sein sollte.
Gleichzeitig empfingen die Neugetauften in hl. Messe zur Osternacht zum ersten Mal die heilige Kommunion.

Als ab dem 4./5. Jahrhundert sich die Taufe von Säuglingen und Kleinkindern zunehmend verbreitete, musste diese ursprüngliche Einheit von Taufe und erstmaligem Empfang der hl. Kommunion zerbrechen. Aber auch nach dem Verschwinden der Erwachsenentaufe blieb eine enge religiös – theologische Beziehung zwischen Taufe und Erstkommunion bestehen. Lange wurde gerade am ersten Sonntag – dem Weißen Sonntag – noch an die Taufe und das Taufgelübde der Christen bewusst erinnert. Die Absage an das Böse und das Glaubensbekenntnis bei der Taufe als Grundlage für das christliche Leben und für den würdigen Empfang aller Sakramente gehören zur Lehre der Kirche. Sie blieben im Bewusstsein der Christen und der lebendigen Volksfrömmigkeit. Da die Erstkommunion außerdem als Erneuerung der Taufe und tieferer Eingliederung in die christliche Gemeinde verstanden wurde und wird, blieb der Weiße Sonntag – besonders seit dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert – der bevorzugte Termin für den Empfang der Ersten Heiligen Kommunion.

Seit der Zusammenlegung vieler und immer mehr Gemeinden zu großen Pastoralverbünden kann heute vielerorts das ursprüngliche Datum der Weißen Sonntages – der erste Sonntag nach Ostern – nicht mehr realisiert werden. So folgen auch bei uns auf das Osterfest drei Sonntage mit den Feiern der Ersten Heiligen Kommunion – also drei Weiße Sonntage.
Doch sollten wir diesen wunderschönen Begriff „Weißer Sonntag“ nicht aufgeben.
Er trägt in diese oft halt- und orientierungslose Zeit nicht nur einen alten Namen, eine alte Tradition und die Treue zum überlieferten Glauben in die Herzen der (jungen) Christen, sondern er mahnt uns die große Gnade der Gotteskindschaft, die uns in der Taufe geschenkt wird, gewissenhaft zu bewahren. Der Weiße Sonntag gehört zu Ostern wie die Auferstehungsbotschaft, das Osterfeuer, die Osterkerze, die Segnung des Osterwassers und die Taufe selbst.

Denn der Empfang der Heiligen Kommunion verbindet uns in jeder Messe neu mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn; mit Jesus Christus, dem wahren Osterlamm. Daher ist es sehr schön, dass wir in diesem Jahr in den Messen zum Weißen Sonntag das sogenannte „Emmaus-Evangelium“ (Lk 24,13 - 35) hören. Wir lesen in den Messen zur Ersten Heiligen Kommunion die bewegende Geschichte von den beiden Jüngern Jesu, die sich über die erschütternden Ereignisse des Todes Christi und die ersten verwirrenden Nachrichten von seiner Auferstehung nachdenkend und sprechend auf den Weg in das Dorf Emmaus machen. Unterwegs tritt der Herr zu ihnen, doch sie erkennen ihn nicht. Jesus erklärt den beiden – und so uns allen – die Bedeutung der Heiligen Schrift, die Notwendigkeit seines Todes für unser Heil und die Realität der Auferstehung. 

Erst als der Herr in Emmaus angekommen das Brot bricht – sozusagen die Messe feiert und den Jüngern die hl. Kommunion reicht – erkennen sie ihn.
Genauso sammelt uns Christus heute an seinem Altar, um uns in der sakramentalen Begegnung – durch die hl. Kommunion – zu heilen, zu heiligen, mit Freude zu erfüllen. Das erleben wir in jeder Messe – hier geht Ostern weiter. Hier ist unser Emmaus – unsere intensive Gottesbegegnung. Hier werden wir gestärkt und ermutigt, als wahre Gotteskinder, als Schwestern und Brüder Jesu zu leben.
Das erfahren und erleben die Kommunionkinder an ihrem Weißen Sonntag zu ersten Mal!

Erbitten wir vom auferstandenen Herrn für die Erstkommunionkinder die Gnade und die Freude, Gott in ihrem Leben und Handeln immer nahe zu sein. Erbitten wir, dass die Kinder die heilige Eucharistie über den Weißen Sonntag hinaus empfangen und so mit Christus ein Leben lang verbunden zu bleiben.
Erbitten wir für die Familien der Kommunionkinder und für die ganze Gemeinde, dass wir – wie die Emmaus-Jünger – durch das Gespräch mit Jesus und den Empfang der Sakramente glaubensstarke,

frohe Christen sind, treue Boten der Auferstehung und so Zeugen der Hoffnung für diese Welt; nicht nur am Weißen Sonntag!

Ihr Pfr. Heinz Portz

 

Gebet für die Erstkommunionkinder

Guter Gott,
fast 100 Kinder und ihre Familien aus unseren Pfarreien bereiten sich auf den Weißen Sonntag vor. Lass sie die Freundschaft Jesu erfahren und immer tiefer kennenlernen. Heutzutage ist das oft nicht so einfach. Ich bitte dich für alle Kinder auf dem Weg zur Ersten Heiligen Kommunion, öffne ihre Herzen für das große Geschenk „Jesus Christus“. Ihnen mögen Menschen begegnen, die ihren Glauben an dich leben und bezeugen. Lass die Kommunionkinder in der Vorbereitungszeit eine tiefe Freude erfahren und so den Erstkommuniontag als des Glaubens an Jesus Christus erleben. Segne die Eltern und Großeltern, dass sie sich selbst für die Begegnung mit Jesus Christus offenhalten und mit ihren Kindern/ Enkeln den Emmausweg mit Jesus gehen.
Amen.