Impuls KW 47/2023

Der geistliche Lehrer Josef TISSOT ( † 1894 ) schrieb:

(c) CC0 1.0 - Public Domain (von unsplash.com)
Datum:
Mo. 20. Nov. 2023
Von:
Pfr. Heinz Portz

„Die Gebote der Kirche sind die Stimme meiner Mutter, sie erklären mir gewisse Punkte des Willens Gottes meines Vaters und bestimmen sie näher. Die Kirche hat die Aufgabe, die göttlichen Vorschriften den Zeiten und Personen anzupassen und sie je nach Notwendigkeit genauer für den einzelnen Fall, für gewisse Details in der Anwendung klarzulegen. (...)

Da die vollkommene Frömmigkeit zugleich Wahrheit im Geiste, Liebe im Herzen und Freiheit im Handeln ist, hat die Kirche wegen des ihr übertragenen Amtes den Weg vorzuzeichnen und schützen, sowie das Lehramt der Wahrheit und zugleich das Reich der Liebe und die Ordnung der Freiheit zu verwalten. Kraft dieser dreifachen Gewalt, die unfehlbar ist, verkündet sie die Gesetze ihrer Glaubenslehre, ihrer Sittenlehre und ihrer Disziplin.

Diese drei Arten ihrer Gesetze sind zugleich die Richtschnur und der Schutz der Frömmigkeit. Durch die Gesetze ihrer Glaubenslehre bewahrt die Kirche meinem Geiste die Wahrheit und führt ihn auf deren Wegen. Durch die Gesetze ihrer Sittenlehre bewahrt sie meinem Herzen die Liebe und zeigt ihm deren Pfad. Durch die Gesetze ihrer Disziplin bewahrt sie meiner Tätigkeit die Freiheit und gibt ihr Anweisung, sie recht zu gebrauchen. Durch ihre Gebote nährt und schützt also die Kirche meine Frömmigkeit. Wenn ich in meinem Geist die Wahrheit, in meinem Herzen die Liebe, in meiner Tätigkeit die Freiheit haben will, das heißt kurz gesagt, wenn ich in meinem Leben fromm sein will, muß ich mich nach den Gesetzen der Kirche richten. Die Frömmigkeit wird in ihrer Wahrheit, in ihrer Liebe und in ihrer Freiheit nur durch den Schutz meiner Mutter, der heiligen Kirche erhalten.“

 

 

aus:
Josef TISSOT, Das innerliche Leben.
Über die Notwendigkeit, es zu vereinfachen
und wieder auf seine Grundlage zurückzuführen,
Regensburg 1927, Neudruck Wien 2003, S. 100 – 101