Josef Rothkopf - Diakon und Gehörlosenseelsorger

Als Diakon mit Zivilberuf habe ich zwei Arbeitsfelder, die kategoriale und die territoriale Seelsorge. 

Auf territorialem Gebiet (St. Martin Langerwehe und St. Katharina Wenau) mache ich derzeit nur den liturgischen Dienst, je nach Bedarf und Zeit. Meine bisherigen Aufgaben waren liturgischer Dienst am Altar und die Spendung des Sakraments der Taufe. 

Auf kategorialem Gebiet bin ich als Gehörlosenseelsorger im Bistum Aachen tätig. Die Gehörlosenseelsorge im Bistum Aachen ist eine Form der Sonderseelsorge für gehörlose Menschen. Im Bistum Aachen sind etwas über 650 Gehörlose erfasst, die sich auf ca.  110 Städte und Dörfer verteilen. Im Bistum Aachen leben ca. 1.400 Gehörlose. 
Die Gottesdienste und Treffen der Gehörlosen finden in Aachen, Langerwehe, Erkelenz, Heinsberg-Oberbruch, Mönchengladbach und Krefeld statt.
Zum Bezirk des Seelsorgers gehören aus organisationstechnischen Gründen noch das deutschsprachige belgische Gebiet um Eupen und holländische Provinz Limbourg (Bistum Roermond). 

An fast allen Samstagen und Sonntagen bin ich als Gehörlosenseelsorger unterwegs. Dieser Dienst der Wortgottesdienstfeier ist für mich oft ein gutes Zeichen. Ich kann den Gehörlosen zeigen, dass die Verkündigung des Evangeliums und die Feier der Liturgie in der Gebärdensprache sehr schön sind. Dieser Brückenschlag geschieht - durch die kurzen Wechsel - Gebärden mit der Gemeinde. 

In meinem Dienst erlebe ich auch Menschen, die fern der Kirche stehen und die meine Angebote und Einladung zu einem Besuch des Gottesdienstes oder eines Gehörlosenvereins annehmen. Immer wieder erfahre ich von der Existenz unbekannter Gehörloser in der näheren Umgebung. Kontakte, Verbindung halten und Verbindung herstellen sind auch Aufgaben der Gehörlosenseelsorge. 

Mein Hauptarbeit ist nicht nur die Feier der Gottesdienste. Auch Gespräche untereinander - einzeln oder in der Gruppe, sind wichtigeer Teil meiner Arbeit. Ob am Tisch oder im Stehen, hier wird über vieles offen, ohne Tabu angesprochen und diskutiert. Ein Gespräch ist zwangloser, weil der Diakon auch berufstätig und verheiratet ist. 

In vielen Auffanggesprächen kommen nicht nur Familienprobleme, sondern auch Politik und Arbeitsplatzprobleme zur Sprache. Bei diesen Gesprächen fange ich öfters das 'Schwarz-Weiss-Denken' auf. Ich kann es im Laufe des Gesprächs oder bei der nächsten Begegnung korrigieren. Diese Wochenendeinsätze erfordern viel Zeit. Ich muss schon vormittags losfahren und bin erst am späten Nachmittag oder Abend wieder zu Hause. 

Meine Aufgabe ist auch, Kommunikationsräume aufzubauen z. B. für Eucharistiefeiern mit hörenden Gemeinde (kürzlich - St.  Vitusfest in Mönchengladbach und Fronleichnam in Aachen), in denen Leben und Glauben gelingen können und in denen Menschen mit und ohne Hörbehinderung zusammen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. 

Menschen mit einer Hörbehinderung brauchen, um das Wort Gottes verstehen zu können, besondere Unterstützung: z. B. den Einsatz der Gebärdensprache im Gottesdienst. In der Botschaft Christi und im Glauben an Gott sollen die Gehörlosen, im alltäglichen Leben oft vergessene Menschen, verstehen lernen, dass auch sie von Gott geliebt und erkannt werden. Dieses Wissen und die Übersetzung in ihr Leben soll denen helfen, mit den besonderen Problemen besser klar zu kommen. 

Als Gehörlosenseelsorger (Diakon mit Zivilberuf)  biete ich in der Gebärdensprache an: 
Wortgottesdienste mit/ohne Kommunionausteilung, Trauungen, Taufen, Beerdigungen, Wallfahrten, Besinnungs- und Einkehrtage, Besuche der Gehörlosenvereine im Bistum Aachen,  Freizeitpastoral mit anderen Gehörlosenvereinen im Bistum Aachen, Begleitung des Gebärdenchors als DGS-Dozent, Vorträge in Gruppen, Glaubensgespräche, Eheseminare

b) Darüber hinaus:
Schulungstage für die Vorstände der Gehörlosenvereine in Deutschland, in Heilbad Heilingenstadt (Thüringen), Besinnungstage/Einkehrtage auf Bundesebene (Leipzig, Bamberg, Nürnberg, Würzburg und Berlin), 3-tägige Bildungstagunen in Paderborn. Ich nehme teil an Seelsorgegespräche mit den Mitbrüdern aus den anderen Bistümern, pflege eine enge Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Behindertenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.

c) Darüber hinaus bin ich auf weiteren Gebieten tätig: 
Generalpräses (Bundespräses) des Verbands der Kath. Gehörlosen Deutschands seit 2003 und internationale Zusammenarbeit mit Gehörlosenseelsorgern in Europa, Afrika, Asien und Amerika. 

Zusammenfassung: 
12 Jahre sind schon seit meiner Weihe vergangen und in dieser Zeit habe ich viel Schönes erlebt, vor allem die Taufen und als Assistenz bei Trauungen, die ich halten durfte und die monatliche Feier der Wortgottesdienste an verschiedenen Orten im Bistum Aachen. Hinzu kommen die Beerdigungen und Hausbesuche.
Als Diakon bin ich in den 3 Grunddiensten tätig: In der Diakonie der christlichen Bruderliebe, in der Verkündigung des Wortes der Heiligen Schriften und in der Feier der Liturgie. 
Mein Dienst ist gerade dort, wo vom Altar und Ambo aus das gesprochene Wort des Evangeliums nicht hinkommt - in der Arbeitswelt, in der Familie der gehörlosen Menschen, im Verband der Katholischen Gehörlosen Deutschlands. Das sind meine Arbeitsfelder, in denen ich als Diakon in Wort und Tat Zeugnis von meinem Glauben gebe. 
Ich definiere mich als Diakon, nicht aus meiner Funktion, sondern aus meinem Sendungsauftrag!

Herzliche Grüße
Josef Rothkopf